Unser Gehör kann grossartige Dinge leisten!

Lesezeit: 5 min
von
11.09.2018

Unsere Ohren sind für so vieles in unserem Leben wichtig. Ohne den Gehörsinn wäre die Welt ein sehr stiller Ort. Was aber würde uns noch entgehen? Schauen wir uns einmal all die grossartigen Dinge an, die unser Gehör leisten kann.

Ein Mann schläft im Garten

Geräusche gibt es immer und überall. Fast immer, wenn sich irgendetwas bewegt, macht es ein Geräusch. Selbst das leichteste Streifen, Kratzen oder Klopfen erzeugt eine winzige Vibration, die zu einem leisen Geräusch wird. Und jedes Geräusch liefert Informationen über die Welt.

Daher haben Tiere und Menschen ein äusserst empfindliches Gehör entwickelt, das die Welt unmittelbar mit Sinn erfüllt. Tatsächlich gibt es Tiere die blind sind. Aber alle Tiere können hören!

Im Laufe der Evolution haben sich unsere Ohren über Millionen von Jahren zu fantastischen Werkzeugen entwickelt, die die Welt zum Leben erwecken.


Ihre Ohren weisen Sie auf die unterschiedlichsten Dinge hin, ohne dass Sie hinschauen müssen, etwa ob draussen viel Verkehr herrscht und mit welcher Geschwindigkeit sich die Fahrzeuge fortbewegen. Sie merken sogar, ob die Fahrer genervt sind und hupen.

Natürlich könnten sie auch hinschauen. Aber wir brauchen all unsere Sinne, um uns ein vollständiges geistiges Bild der Welt zu verschaffen. All diese Sinne müssen zusammenarbeiten. Je mehr Daten wir von den einzelnen Sinnen erhalten, desto besser.

So trägt unser Gehör dazu bei, unserem Leben einen Sinn zu geben und es auszufüllen. So wie ein Soundtrack einen Film verändern kann, können die Ohren Ihr Leben mit üppigen Details bereichern. Sie ergänzen Einzelheiten, etwa Vögel, die über Sie hinweg fliegen, ein Strand in der Ferne oder Wind, der durch die Bäume streicht. Sie geben Ihnen ein Gefühl für die Atmosphäre eines Raumes, ob er leer oder möbliert ist, ob der Regen gegen die Fensterscheibe prasselt oder ob ein Feuer im Kamin knistert.

Mit einem guten Gehör erfahren Sie Tausende solcher Einzelheiten, ohne hinschauen zu müssen. Sie nehmen sie einfach wahr, denn Ihr Gehör arbeitet in Einklang mit all Ihren anderen Sinnen und verleiht Ihnen auf diese Weise ein vollständiges Bild von der Welt.


Da das Gehör schon immer von großer Bedeutung für uns war, haben wir unsere Welt darum herum aufgebaut. Glocken geben Auskunft über den Lauf der Zeit. Lautsprecher teilen Ihnen wichtige Informationen mit, wenn Sie auf den Zug warten. Die Stimme Ihres Navigationssystems sagt Ihnen, wie Sie fahren müssen, ohne dass Sie aufs Display schauen müssen.

Wir nutzen zunehmend elektronische Signale, die uns mitteilen, dass unser Essen fertig ist, der Computer hochfährt oder wir uns nicht angeschnallt haben.

Unsere Ohren helfen uns auch, Dinge in Ordnung zu halten. Ein Quietschen sagt uns, dass etwas geschmiert werden muss. Ein Klopfen sagt uns, dass etwas repariert werden muss. Ein Klappern sagt uns, dass etwas lose ist.

Diese Hinweise und Signale machen vieles in unserem Leben einfacher.


Selbst wenn wir schlafen, hören wir immer noch. Unsere Augen sind zwar geschlossen. Unsere Ohren aber sind nach wie vor geöffnet und bereit, uns zu alarmieren, wenn etwas unsere Aufmerksamkeit erfordert. Daher lassen wir uns morgens von einem Wecker wecken.

Jahrhundertelang war die Fähigkeit, bei Gefahr aufzuwachen, lebenswichtig. Und so ist es keine Überraschung, dass wir blitzschnell auf Geräusche zu reagieren gelernt haben – schneller als beispielsweise auf Berührung oder Gerüche.


Geräusche können unser Bewusstsein durchdringen, ganz gleich, wohin unser Blick gerichtet ist. Laute Geräusche wie beispielsweise Sirenen werden eingesetzt, um Menschen vor Gefahren oder bei Notfällen zu warnen. Eine Sirene fordert uns auf, aus dem Weg zu gehen oder Schutz zu suchen.

Einer der Gründe dafür ist, dass laute Geräusche unsere Aufmerksamkeit besonders eindringlich wecken. Auf ein Alarmsignal reagieren wir sehr rasch und nachdrücklich. Es ist nach allen Richtungen wahrnehmbar, ohne dass wir es sehen müssen. Sie wissen, dass eine Gefahr droht oder sich ein Rettungswagen in der Nähe befindet, auch ohne Warnlicht oder Blaulicht zu sehen. Und ausserdem funktionieren Geräusche in der Dunkelheit genauso gut wie am Tag.


Unsere Ohren warnen uns im Voraus vor Dingen, die wir nicht sehen können, sodass sie uns nicht so sehr erschrecken – ganz gleich, ob ein Wachhund bellt, wenn wir an einem Haus vorbeilaufen, oder ein Familienmitglied hinter uns den Raum betritt.

Mit unseren beiden Ohren können wir feststellen, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt, selbst wenn wir die Geräuschquelle nicht sehen können. Wir können so feststellen, wo sich Menschen und Dinge befinden, auch wenn wir sie nicht sehen – und das sogar bei Nacht. Und wir hören, wenn sich etwas von der Seite oder von hinten annähert – ein schnelles Auto, ein gefährliches Tier oder ein fröhlich lachendes Kind.

So leistet unser Gehör einen wichtigen Beitrag zu unserer mentalen Landkarte der Welt. Es macht es uns leichter, uns darin zu orientieren: Wir wissen, wo Dinge sind, wie sie sich bewegen und ob wir ihnen Aufmerksamkeit beimessen müssen.


Weshalb dies so ist, weiss man nicht genau, aber Menschen mit Hörverlust sind stärker unfallgefährdet als Menschen mit einem gesunden Gehör.

In einer Studie wurden Unfälle beim Fahren, bei der Arbeit, in der Freizeit und beim Sport untersucht. Menschen mit einem «leichten Hörproblem» wiesen ein um 60 Prozent höheres Verletzungsrisiko auf, bei Menschen mit einem «mittelschweren Hörproblem» waren es 70 Prozent, und bei Menschen mit einem «starken Hörproblem» waren es 90 Prozent.

In einer anderen Studie wurde Hörverlust mit wesentlich häufigeren Stürzen in Zusammenhang gebracht. Selbst wenn die Forscher das Alter der jeweiligen Personen einbezogen, stellten sie fest, dass Menschen mit Hörverlust noch immer häufiger stürzten als Menschen ohne Hörverlust.

Einer der an letzterer Studie beteiligten Fachleute ist der Ansicht, dass dies auf die niedrigere allgemeine Wahrnehmung sowie auf die höhere kognitive Beanspruchung zurückzuführen sein könnte. Grund dafür ist, dass Menschen mit Hörverlust für das Hören mehr mentale Energie aufwenden müssen. Dadurch sind wiederum weniger Ressourcen für andere Aktivitäten übrig, etwa um das Gleichgewicht zu halten.


Unter den Milliarden von Menschen auf der Welt können unsere Ohren die Stimme einer einzelnen Person erkennen.

Ausserdem sagt uns unser Gehör, in welcher Stimmung sie ist. Ob ein Mensch glücklich oder müde ist – wir können es an seiner Stimme hören. Und wir können hören, ob sich eine Person unwohl fühlt.

Der Klang einer Stimme ist ebenfalls sehr wichtig. Dieselben Worte können je nach Sprechgeschwindigkeit und Intonation eine völlig andere Bedeutung haben. Die Art und Weise, wie jemand etwas sagt, kann den Unterschied zwischen einem Witz und einer Feststellung ausmachen. Für eine erfolgreiche Kommunikation ist es daher wichtig, dass man feinste Unterschiede heraushört.

Ausserdem gibt es noch die Geräusche, die wir bei unseren Handlungen erzeugen. Ohne gross darüber nachzudenken, entwickeln wir durch Geräusche ein Gefühl für Situationen. Wenn eine geliebte Person eine Tür zuschlägt, wissen wir, dass sie verärgert ist. Wenn sie in der Küche klappert, merken wir, dass sie es eilig hat. Wenn sie unter der Dusche singt, ist sie glücklich.

So hilft uns ein gutes Gehör dabei, den Gefühlszustand anderer Menschen zu lesen. Dies macht es uns leichter, uns in andere einzufühlen.

Aus all diesen und vielen weiteren Gründen ist unser Gehör eines der wichtigsten Instrumente, um Informationen zu sammeln, die unser Bild der Welt vervollständigen.